Wenn es hier schon ein Schlucht gibt, dann müssen wir dort hin. Schließlich haben wir in den Grand Canyon und den noch schöneren Canyon in Hawaii auch besucht.
Zugegeben der Canyon bei Jasper ist etwas kleiner und anders, aber deshalb nicht weniger beeindruckend und schön.

Über den Canyon wurden sechs Brücken gebaut, die man je nach Lust und Laune alle bewandern kann oder nur einige davon. Wir haben uns für einige Brücken entschieden und für die Hinroute oben am Berg entlang und die Rückroute führte uns nah des Wasser entlang.

Bedenken, dass man hier auf Bären stößt braucht man nicht haben, jedenfalls nicht, wenn man mit uns unterwegs ist. Ansonsten ist hier soviel los, dass es ehr unwahrscheinlich ist, dass sich hier ein Bär blicken läßt.

Die Wassermassen sind beeindruckend. Manchmal läuft man fast auf Wasserebene und manchmal stürzt dass Wasser weit unter einem in die Tiefe, so dass man es kaum sehen kann.

Es wurde Zeit die Natur etwas näher zu betrachten. Da wir aber wenig Ahnung von Jasper und Umgebung hatten, haben wir eine geführte Wanderung gebucht.

Wir fuhren an den Fuß eines Berges und sind erst über einige Stufen gestiegen, um uns dann die sandigen bis steinigen Schrägen heraufzuarbeiten. Das war eine gute Wanderung. Wir erfuhren einiges über die Umgebung und über die Bewohner von Jasper.

Insgeheim haben wir gehofft einen Bären zu treffen, aber wie bereits erwähnt, war es uns nicht vergönnt. Allerdings haben wir auf unserer Bergwanderung die Büffelbeeren gesehen, die die Bären als Lieblingsspeise haben.

Auch haben wir erfahren, dass es auf dem Golfplatz von Jasper einen freundlichen Grizzlybären gibt. Der ist ziemlich schlau erst geht er zu Loch eins und frisst dort alle Blumen leer, danach wandert er zu Loch zwei und frisst dort alles ab und das macht er bis Loch 18 und beginnt dann wieder von vorn. Es gibt dort nämlich Gärtner, die immer wieder neu Bepflanzen. Der Kerl hat also immer eine gedeckten Tisch. Der Golfplatz wirbt sogar mit „Golfen mit dem Grizzlybär“. Also wollten wir eine Runde auf dem Golfplatz drehen, aber in unserem Auto hat unsere Süße so fest geschlafen, dass wir es nicht über`s Herz brachten, sie für einen Spaziergang zu wecken.

Außerdem haben wir die Chlorophyllabbaumotte „Chlolophyllminer“ gesehen. Die kleine Raupe frisst auf bestimmten Bäumen hübsche Muster in die Blätter und saugt dabei das Chlorophyll (grüne Farbstoff der Blätter) aus. Damit sehen die Bäume nach der Raupe silber aus. Übrigens wird die Raupe nicht mal zu einem hübschen Schmetterling, sondern nur zu einer mittelmäßige ansehnlichen Motte. Davon wird es wohl bald tausende geben, soviel silberne Bäume wie wir gesehen haben.

Mit unser kleinen Motte auf dem Rücken wäre es auch schwer einen Bären zu finden, da sie sich immer so laut freut, dass sie alle Leute für sich einnimmt und Bären mit dem Quitschen verjagt.

Wir waren gespannt, was für eine Hütte uns erwarten würde. Schließlich haben wir so eine Unterkunft noch nie gehabt.
Mitten im tiefen Nationalpark wurden hier kleine Hütten hingestellt, in die Mitte ein Restaurant mit Spielplatz, an den Abhang zum Fluss wurden Stühle gestellt und eine Feuerstelle gesetzt. Für uns ist das gerade sehr schön. Auch die Hütte ist toll. Man kann um das kleine Sofa herumkrabbeln und „kuck kuck“ spielen, das Bett steht direkt am Fenster, es ist einfach gemütlich. Und es war die richtige Entscheidung die Route nicht zu ändern und hier zu sein.

Am ersten Abend gabe es S`mores an der Gemeinschaftsfeuerstelle. Für S`mores erwärmt man ein Marshmellow am Lagerfeuer, bis er braun und nicht schwarz ist (das ist auch sehr wichtig, um die Acrylamidbelastung im Körper gering zu halten und gilt für alle Grillgerichte). Dann baut man sich ein Sandwich aus den Schichten: Keks, Schokodrops, Marshmellow, Schokodrops und Keks. Wir kannten das vorher nicht. Es ist hier aber ein ganz normaler Nachtisch bzw. Lagerfeuersnack. Ich glaube, dass noch während des Essens eines S`mores der Blutzuckerspiegel direkt über 20 mM steigt und Insulin in greifbarer Nähe gut wäre.

Natürlich kann man das an jedem Lagerfeuer machen. Es war allerdings diese tolle Atmosphäre und dieses Gesamtpaket Familie im Urlaub. Auch ist es schön, wenn alles vorbereitet ist und man nur hingehen braucht und dabei erzählt einem noch Jemand, wie schnell die Elchgeweihe wachsen und wie man einen Braun- von einem Grislibären unterscheiden kann. Übrigens sollte man Bären nie beim Beerenessen stören, sonst fangen die an ihre Gewohnheiten zu ändern, bekommen nicht genug Kalorien und überleben den Winterschlaf nicht.

Die Tekarra Lodge, also unsere Unterkunft, können wir uneingeschränkt empfehlen. Es ist schön, sauber, gemütlich. Das Essen im Restaurant zum Frühstück und zum Abendessen ist toll. Man könnte den Kamin anmachen, wenn man wollte und es sind alle wirklich sehr zuvorkommend. Also bucht rechtzeitig.

Jasper ist einfach nur eine Touristenstadt. Hier scheint es entweder Touristen zu geben oder Menschen, die in Restaurants, Läden, Hotels oder an Tankstellen für Touristen arbeiten. Also die Stadt würden wir jetzt nicht so empfehlen.

Hier schlängelt sich auch die Bahnstrecke entlang. Die Züge in Kanada sind lang. Stellt man sich hier hin und zählt die Wagons, so kann man schon auf zwei Loks am Anfang, danach 73 Wagons, gefolgt von einer Lok und 77 weiteren Wagons bis am Ende noch eine Lok hängt, kommen. Ich habe es gezählt. Da kann man sich denken, dass man nicht an einen Bahnübergang kommen möchte, wenn die Schranke runter geht. Durch Jasper geht genau so ein Bahnübergang und die Bahnstrecke ist nicht wenig befahren. Außerdem kommt meist in der Hälfte des Zuges noch ein Gegenzug auf dem anderen Gleis. Da kann man schon mal 40 Minuten am Bahnübergang warten, sagte man uns an der Rezeption unserer Unterkunft. Und die geschlossenen Schranken sind uns auch untergekommen. Aber um nicht die Touristen zu verärgern oder was auch immer wurde einige hundert Meter weiter eine Unterführung gebaut, die wir auch genutzt haben, wenn die Schranken geschlossen waren.

Allerdings ist die Natur, sprich der Nationalpark, toll. Wir waren umgeben von vielen Bergen, deren Namen wir uns nicht merken konnten, reißenden milchigen Flüssen, glasklaren Seen und Wildtiere.

Nochmal zu den Wildtieren: Wir wollten doch gern noch einen weiteren Bären sehen und jeder, den wir reden hörten, hatte am Tag mindestens einen Bären gesehen. Also sind wir mit dem Auto einsame Strecken entlang gefahren, wir haben eine geführte Wanderung auf einen Berg gemacht und sind an einem Canyon entlang gelaufen. Aber nichts! Nüscht! Es sollte nicht sein. Für uns gab es keinen zweiten Bären.

Wie bereits beschrieben war unser nächstes Ziel Jasper. Eine kleine Stadt mitten im Nationalpark.

Auf dem Weg dahin, steuerten wir Lake Louise an. Das ist ein herrlicher See. Wiedermal riesig groß und mitten in der Natur. Wir haben diesen schon mal im Winter betreten, als er zugefroren war. Nun wollten wir uns den im Sommer ansehen. Also kämpften wir uns mit hunderten anderen Touristen im Auto auf einen der Parkplätze. Bereits auf dem Weg begegneten uns einige Regenwolken. Diese hatten dann beschlossen sich über uns zu ergießen. Allerdings gibt es ja kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung, oder? Demzufolge hatten wir uns mit einer Regenjacke bzw. einen Regencape und einer Matschehose und einem Regendach auf der Kraxe ausgestattet. Wir dachten, dass mit allem An- und Umziehen, das bestimmt 15 Minuten gedauert hat, hätte es sich ausgeregnet. Aber Pusteblume, es wurde stärke und stärke, dazu kam noch Blitz und Donner, bei 8° Celsius. Ich wollte trotzdem los, schließlich kommen wir nicht alle Tage hierhin. Also verließen wir den Schutz der offene Kofferraumklappe und liefen los. Wir liefen ganze 15 Meter um dann umzukehren und zu sagen, dass wir das doch nicht im nassen Herbststurm Spazierengehen brauchen. Das bedeutet, wir müssen hier nochmal hin.

Der Regen wurde auf der folgenden Strecke zu einem treuen, aber ungewollten Begleiter. Deshalb gab es heute als Picknickort den Kofferraum auf einem Campingplatz. Der Kofferraum ist sowieso sehr beliebt und total spannend. Kurz vor Jasper riss der Himmel wieder auf und zeigte ein freundlicheres Gesicht. So bezogen wir unsere kleine Hütte…..

Unser Plan war grundsätzlich, wir fahren so weit, wie wir wollen und können. Dann halten wir an und suchen uns ein hübsches Schlafplätzchen. Wir finden diesen Plan immer noch den für uns Besten, müssen allerdings eingestehen, dass wir bei der nächsten Reise die Randbedingungen mehr beachten. Das bedeutet wir buchen vielleicht doch vorab Zimmer, wenn alle Kanadier in die Sommerferien fahren, wenn dazu noch das Wochenende kommt und wenn einen Nationalpark besuchen möchte. Diese Dreierkombination ist wirklich übel!

Es hat uns schon in Revelstoke viel Recherchearbeit und Extrataler gekostet, in dem beliebten Touristenort – Golden -, der vor dem Nationalpark liegt, noch ein Zimmer zu finden. Also haben wir eine etwas abgerockte Unterkunft genommen, in der wir uns zu dritt reingeschmuggelt haben. Eigentlich waren nur zwei Erwachsene erlaubt, dass hat aber keiner gemerkt.

Das Ziel danach stand aufgrund der Randbedingen fest. Es sollte Jasper im Nationalpark sein. Also haben wir noch abends in Revelstoke Stunden vor dem PC verbracht und einige Nerven gelassen, um eine Unterkunft zu finden. Das Ergebnis war unglaublicher Frust und die Idee, die Route ändern zu müssen. In dem Nationalpark gibt es schon einige Unterkünfte, aber Spontanität ist dort nicht eingeplant.

Es kam wie es kommen musste, die zwei verbleibenden teuren Zimmer des Abends waren am Morgen nicht mehr zu haben. Es gab noch ein Zimmer im Fairmont Hotel in Jasper, aber 503 Euro für eine Nacht, da streichen selbst wir die Segel. Es gab noch eine letzte Möglichkeit, an die ich mich dunkel aus der Nacht erinnern konnte. Der Preis war mittlerweile zweitrangig. Es ging darum nach Jasper zu fahren und unsere Wünsche zu erfüllen. Und das Glück war mit uns. Die allerletzte Hütte an einem See in Jasper konnten wir noch für zwei Nächte reservieren. Und wie wir uns gefreut haben! Jetzt hoffen wir auf eine schöne Hütte in Jasper – wir werden berichten.

Um auf unserer Route nach Revelstoke zu kommen, war es nötig einen See zu überqueren. Glücklicherweise brauchten wir nicht schwimmen, sondern konnten die kostenfreie Fähre nutzen. Und damit war es wieder Zeit für „etwas zum ersten Mal machen“ – wuhuuu. Dabei hat Fähre fahren viel Zuspruch in Form von freudigem Quietschen und Lachen gefunden. Das viele Wasser ist immer ein Lachen wert. Außerdem gibt es diese leichte Vibrieren durch die Motoren. Schade nur, dass man danach wieder in diesen blöden Kindersitz muss, obwohl man noch hätte soviel mehr entdecken können.

Nach einem gemütlichen Frühstück und Familienfotos, um die wunderbaren Erinnerungen in Bilder festzuhalten, war es Zeit wieder Abschied zu nehmen und „bis zum nächsten Mal“ zu sagen. Also ließen wir Castlegar im Rücken und steuerten Revelstoke an. Wieder zogen schöne Landschaften an uns vorbei. Und natürlich gab es wieder ein Picknick. Diesmal an einem See, dessen Ausmaße nicht zu überblicken waren.

Am Seeufer spielte sich ein interessantes Ereignis ab. In den ersten 40 cm Wasser wimmelte es nur so von Kaulquappen. Tausende dieser kleinen schwarzen Kugeln mit Schwanz- und Beinansätzen tummelten sich um sich selbst. Einige waren schon so groß, dass sie sich an Land wagten, was allerdings zum plötzlichem Ableben führen konnte, weil man die nicht gleich erkannte. Wir lernten dort, dass es sich um Kröten handelt. Da es eine bekannte Krötenkinderstube dort ist, gab es auch Lerntafeln, die uns erklärten, dass es soviel Kröten brauche, um auch den kleinen Schlangen dort das Überleben zu sichern. Übrigens haben Kröten, im Gegensatz zu Fröschen, eine warzige und trockene Haut.

Es war mal wieder Zeit für ein sportliches Abenteuer. Also nicht für alle von uns, sondern nur für die, die älter als 18 Jahre sind und keine Wildwasserallergie haben.

Also haben wir einen Plan ausgeheckt. Dank Susannes Verbindungen konnten wir unbemerkt eine Ravting Tour buchen. Jetzt musste Daniel nur noch an den Ort des Geschehens kommen, ohne es zu bemerken. Also haben wir den Tag gut durchgeplant und das Wetter hat uns in die Hände gespielt. Erst ging es an den Fluss in Castlegar. Dort wurden drei kleine Wasserbecken geschaffen, in denen Kinder baden können. Da das Wetter jedoch eher bedeckt und feucht war, durften krabbelwütige Kinder nur auf dem Gras spielen und mit den Armen bis zur Schulter im Wasser patschen. Naja, und da das Kind nass war, mussten wir nach Hause, um es trocken zu legen.

Dann war es auch fast schon wieder Mittagszeit und das Frühstück bestimmt schon zwei Stunden vorbei. Also ab ins Auto und zu einem guten Frühstücksrestaurant mitten in der Pampa. Bis jetzt hatte noch niemand Verdacht geschöpft. Daniel war nur etwas verwirrt, warum wir so geheimnisvoll auf ein Mobiltelefon schauen. Diskret wie er ist, fragte er nicht. So brauchten wir auch keine Ausrede erfinden. Gestärkt im Auto baten wir ihn nochmal bei der nächsten Ausfahrt anzuhalten. Das war der Moment, an dem ich ihm seine Badehose reichte und sagte, dass wir ihn in drei-vier Stunden wieder abholen.

Man kann sagen, es hat ihm die Stimme verschlagen und er wusste nicht, wie ihm geschieht. Selbst als er im Neoprenanzug steckte, war er immer noch überrumpelt. Aber der Mut verlässt ihn nie! Die Ravtingboote waren nämlich voll und es brauchte einen Freiwilligen, der in einem aufblasbaren Kajak den Fluss runter fährt. Das war Daniel. Und während der Sicherheitseinweisung sah man in seinem Gesicht die Freude aufkommen.

Es ist nicht schwer zu erraten, mit einem breiten Lächeln kam er wohlbehalten zurück. Außerdem sei es nach seiner Aussage die beste Idee gewesen, das Kajak zu nehmen, da es viel mehr zu machen gab.

Übrigens gab es, ganz wie im Bilderbuch, abends ein Lagerfeuer im Garten mit gutem Essen, vielen Sternen und quatschen, quatschen, quatschen.

Heute stand Natur und Abenteuer auf dem Plan. Also festes Schuhwerk an und los geht`s!

Zuerst sind wir einen kleine Pfad entlang eines Wasserlaufes gelaufen, um zu einem tollen Wasserfall zu gelangen. Am Wasserfall war es durch die herabprasselnden Wassermengen ordentlich windig. Es gab sogar einen Menschen (den kannten wir nicht), der hat sich in den eiskalten Wasserfall gestellt – der hat aber auch ganz schön tief geatmet, als er da stand. Das war das Aufwärmprogramm für die folgende Wasserattraktion.

Neun Kilometer und viele Kurven und Anstiege später halten wir an einem unscheinbaren Parkplatz. Hä? Und was soll hier sein? Ein paar Schritte weiter war eine schmale Brücke, die über ein kleinen Flusslauf führte. Genau unter der Brück war sie die naturgemachte Wasserrutsche. Die übrigens eiskaltes Wasser führte, weil sie sich aus einer Bergquelle erschloss. Mutige unter uns setzten sich unerschrocken auf die von Wasser geschliffenen Steine, rutschten in das Auffangbecken und kamen mit einem Lächeln auf den Lippen wieder aus dem Wasser. Ein Hund, dessen Herrchen auch rutschte, versuchte alle, die diese Rutsche nutzten im Becken zu retten.