Jasper ist einfach nur eine Touristenstadt. Hier scheint es entweder Touristen zu geben oder Menschen, die in Restaurants, Läden, Hotels oder an Tankstellen für Touristen arbeiten. Also die Stadt würden wir jetzt nicht so empfehlen.

Hier schlängelt sich auch die Bahnstrecke entlang. Die Züge in Kanada sind lang. Stellt man sich hier hin und zählt die Wagons, so kann man schon auf zwei Loks am Anfang, danach 73 Wagons, gefolgt von einer Lok und 77 weiteren Wagons bis am Ende noch eine Lok hängt, kommen. Ich habe es gezählt. Da kann man sich denken, dass man nicht an einen Bahnübergang kommen möchte, wenn die Schranke runter geht. Durch Jasper geht genau so ein Bahnübergang und die Bahnstrecke ist nicht wenig befahren. Außerdem kommt meist in der Hälfte des Zuges noch ein Gegenzug auf dem anderen Gleis. Da kann man schon mal 40 Minuten am Bahnübergang warten, sagte man uns an der Rezeption unserer Unterkunft. Und die geschlossenen Schranken sind uns auch untergekommen. Aber um nicht die Touristen zu verärgern oder was auch immer wurde einige hundert Meter weiter eine Unterführung gebaut, die wir auch genutzt haben, wenn die Schranken geschlossen waren.

Allerdings ist die Natur, sprich der Nationalpark, toll. Wir waren umgeben von vielen Bergen, deren Namen wir uns nicht merken konnten, reißenden milchigen Flüssen, glasklaren Seen und Wildtiere.

Nochmal zu den Wildtieren: Wir wollten doch gern noch einen weiteren Bären sehen und jeder, den wir reden hörten, hatte am Tag mindestens einen Bären gesehen. Also sind wir mit dem Auto einsame Strecken entlang gefahren, wir haben eine geführte Wanderung auf einen Berg gemacht und sind an einem Canyon entlang gelaufen. Aber nichts! Nüscht! Es sollte nicht sein. Für uns gab es keinen zweiten Bären.

Wie bereits beschrieben war unser nächstes Ziel Jasper. Eine kleine Stadt mitten im Nationalpark.

Auf dem Weg dahin, steuerten wir Lake Louise an. Das ist ein herrlicher See. Wiedermal riesig groß und mitten in der Natur. Wir haben diesen schon mal im Winter betreten, als er zugefroren war. Nun wollten wir uns den im Sommer ansehen. Also kämpften wir uns mit hunderten anderen Touristen im Auto auf einen der Parkplätze. Bereits auf dem Weg begegneten uns einige Regenwolken. Diese hatten dann beschlossen sich über uns zu ergießen. Allerdings gibt es ja kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung, oder? Demzufolge hatten wir uns mit einer Regenjacke bzw. einen Regencape und einer Matschehose und einem Regendach auf der Kraxe ausgestattet. Wir dachten, dass mit allem An- und Umziehen, das bestimmt 15 Minuten gedauert hat, hätte es sich ausgeregnet. Aber Pusteblume, es wurde stärke und stärke, dazu kam noch Blitz und Donner, bei 8° Celsius. Ich wollte trotzdem los, schließlich kommen wir nicht alle Tage hierhin. Also verließen wir den Schutz der offene Kofferraumklappe und liefen los. Wir liefen ganze 15 Meter um dann umzukehren und zu sagen, dass wir das doch nicht im nassen Herbststurm Spazierengehen brauchen. Das bedeutet, wir müssen hier nochmal hin.

Der Regen wurde auf der folgenden Strecke zu einem treuen, aber ungewollten Begleiter. Deshalb gab es heute als Picknickort den Kofferraum auf einem Campingplatz. Der Kofferraum ist sowieso sehr beliebt und total spannend. Kurz vor Jasper riss der Himmel wieder auf und zeigte ein freundlicheres Gesicht. So bezogen wir unsere kleine Hütte…..

Unser Plan war grundsätzlich, wir fahren so weit, wie wir wollen und können. Dann halten wir an und suchen uns ein hübsches Schlafplätzchen. Wir finden diesen Plan immer noch den für uns Besten, müssen allerdings eingestehen, dass wir bei der nächsten Reise die Randbedingungen mehr beachten. Das bedeutet wir buchen vielleicht doch vorab Zimmer, wenn alle Kanadier in die Sommerferien fahren, wenn dazu noch das Wochenende kommt und wenn einen Nationalpark besuchen möchte. Diese Dreierkombination ist wirklich übel!

Es hat uns schon in Revelstoke viel Recherchearbeit und Extrataler gekostet, in dem beliebten Touristenort – Golden -, der vor dem Nationalpark liegt, noch ein Zimmer zu finden. Also haben wir eine etwas abgerockte Unterkunft genommen, in der wir uns zu dritt reingeschmuggelt haben. Eigentlich waren nur zwei Erwachsene erlaubt, dass hat aber keiner gemerkt.

Das Ziel danach stand aufgrund der Randbedingen fest. Es sollte Jasper im Nationalpark sein. Also haben wir noch abends in Revelstoke Stunden vor dem PC verbracht und einige Nerven gelassen, um eine Unterkunft zu finden. Das Ergebnis war unglaublicher Frust und die Idee, die Route ändern zu müssen. In dem Nationalpark gibt es schon einige Unterkünfte, aber Spontanität ist dort nicht eingeplant.

Es kam wie es kommen musste, die zwei verbleibenden teuren Zimmer des Abends waren am Morgen nicht mehr zu haben. Es gab noch ein Zimmer im Fairmont Hotel in Jasper, aber 503 Euro für eine Nacht, da streichen selbst wir die Segel. Es gab noch eine letzte Möglichkeit, an die ich mich dunkel aus der Nacht erinnern konnte. Der Preis war mittlerweile zweitrangig. Es ging darum nach Jasper zu fahren und unsere Wünsche zu erfüllen. Und das Glück war mit uns. Die allerletzte Hütte an einem See in Jasper konnten wir noch für zwei Nächte reservieren. Und wie wir uns gefreut haben! Jetzt hoffen wir auf eine schöne Hütte in Jasper – wir werden berichten.

Um auf unserer Route nach Revelstoke zu kommen, war es nötig einen See zu überqueren. Glücklicherweise brauchten wir nicht schwimmen, sondern konnten die kostenfreie Fähre nutzen. Und damit war es wieder Zeit für „etwas zum ersten Mal machen“ – wuhuuu. Dabei hat Fähre fahren viel Zuspruch in Form von freudigem Quietschen und Lachen gefunden. Das viele Wasser ist immer ein Lachen wert. Außerdem gibt es diese leichte Vibrieren durch die Motoren. Schade nur, dass man danach wieder in diesen blöden Kindersitz muss, obwohl man noch hätte soviel mehr entdecken können.

Nach einem gemütlichen Frühstück und Familienfotos, um die wunderbaren Erinnerungen in Bilder festzuhalten, war es Zeit wieder Abschied zu nehmen und „bis zum nächsten Mal“ zu sagen. Also ließen wir Castlegar im Rücken und steuerten Revelstoke an. Wieder zogen schöne Landschaften an uns vorbei. Und natürlich gab es wieder ein Picknick. Diesmal an einem See, dessen Ausmaße nicht zu überblicken waren.

Am Seeufer spielte sich ein interessantes Ereignis ab. In den ersten 40 cm Wasser wimmelte es nur so von Kaulquappen. Tausende dieser kleinen schwarzen Kugeln mit Schwanz- und Beinansätzen tummelten sich um sich selbst. Einige waren schon so groß, dass sie sich an Land wagten, was allerdings zum plötzlichem Ableben führen konnte, weil man die nicht gleich erkannte. Wir lernten dort, dass es sich um Kröten handelt. Da es eine bekannte Krötenkinderstube dort ist, gab es auch Lerntafeln, die uns erklärten, dass es soviel Kröten brauche, um auch den kleinen Schlangen dort das Überleben zu sichern. Übrigens haben Kröten, im Gegensatz zu Fröschen, eine warzige und trockene Haut.

Es war mal wieder Zeit für ein sportliches Abenteuer. Also nicht für alle von uns, sondern nur für die, die älter als 18 Jahre sind und keine Wildwasserallergie haben.

Also haben wir einen Plan ausgeheckt. Dank Susannes Verbindungen konnten wir unbemerkt eine Ravting Tour buchen. Jetzt musste Daniel nur noch an den Ort des Geschehens kommen, ohne es zu bemerken. Also haben wir den Tag gut durchgeplant und das Wetter hat uns in die Hände gespielt. Erst ging es an den Fluss in Castlegar. Dort wurden drei kleine Wasserbecken geschaffen, in denen Kinder baden können. Da das Wetter jedoch eher bedeckt und feucht war, durften krabbelwütige Kinder nur auf dem Gras spielen und mit den Armen bis zur Schulter im Wasser patschen. Naja, und da das Kind nass war, mussten wir nach Hause, um es trocken zu legen.

Dann war es auch fast schon wieder Mittagszeit und das Frühstück bestimmt schon zwei Stunden vorbei. Also ab ins Auto und zu einem guten Frühstücksrestaurant mitten in der Pampa. Bis jetzt hatte noch niemand Verdacht geschöpft. Daniel war nur etwas verwirrt, warum wir so geheimnisvoll auf ein Mobiltelefon schauen. Diskret wie er ist, fragte er nicht. So brauchten wir auch keine Ausrede erfinden. Gestärkt im Auto baten wir ihn nochmal bei der nächsten Ausfahrt anzuhalten. Das war der Moment, an dem ich ihm seine Badehose reichte und sagte, dass wir ihn in drei-vier Stunden wieder abholen.

Man kann sagen, es hat ihm die Stimme verschlagen und er wusste nicht, wie ihm geschieht. Selbst als er im Neoprenanzug steckte, war er immer noch überrumpelt. Aber der Mut verlässt ihn nie! Die Ravtingboote waren nämlich voll und es brauchte einen Freiwilligen, der in einem aufblasbaren Kajak den Fluss runter fährt. Das war Daniel. Und während der Sicherheitseinweisung sah man in seinem Gesicht die Freude aufkommen.

Es ist nicht schwer zu erraten, mit einem breiten Lächeln kam er wohlbehalten zurück. Außerdem sei es nach seiner Aussage die beste Idee gewesen, das Kajak zu nehmen, da es viel mehr zu machen gab.

Übrigens gab es, ganz wie im Bilderbuch, abends ein Lagerfeuer im Garten mit gutem Essen, vielen Sternen und quatschen, quatschen, quatschen.

Heute stand Natur und Abenteuer auf dem Plan. Also festes Schuhwerk an und los geht`s!

Zuerst sind wir einen kleine Pfad entlang eines Wasserlaufes gelaufen, um zu einem tollen Wasserfall zu gelangen. Am Wasserfall war es durch die herabprasselnden Wassermengen ordentlich windig. Es gab sogar einen Menschen (den kannten wir nicht), der hat sich in den eiskalten Wasserfall gestellt – der hat aber auch ganz schön tief geatmet, als er da stand. Das war das Aufwärmprogramm für die folgende Wasserattraktion.

Neun Kilometer und viele Kurven und Anstiege später halten wir an einem unscheinbaren Parkplatz. Hä? Und was soll hier sein? Ein paar Schritte weiter war eine schmale Brücke, die über ein kleinen Flusslauf führte. Genau unter der Brück war sie die naturgemachte Wasserrutsche. Die übrigens eiskaltes Wasser führte, weil sie sich aus einer Bergquelle erschloss. Mutige unter uns setzten sich unerschrocken auf die von Wasser geschliffenen Steine, rutschten in das Auffangbecken und kamen mit einem Lächeln auf den Lippen wieder aus dem Wasser. Ein Hund, dessen Herrchen auch rutschte, versuchte alle, die diese Rutsche nutzten im Becken zu retten.

An dieser Stelle machen wir nochmal einen kurzen Sprung zurück nach Vancouver, um euch diese Geschichte nicht vorzuenthalten.

In Vancouver kann man mit Platz Geld verdienen. Deshalb haben wir über die verschiedenen Parkzeiten dort etwa 80 Dollar Parkgebühren bezahlt. An dem Tag, als wir die Radtour machten, haben wir uns extra zeitig Richtung Vancouver Innenstadt aufgemacht. Damit konnten wir nicht nur den Tag früh anfangen, sondern das Frühe-Vogel-Angebot eines Parkhaus nutzen. Das bedeutet, wenn man vor 10 Uhr mit dem Parken beginnt, zahlt man für den ganzen Tag nur 14 Dollar. Das ist unglaublich billig. Im Vergleich dazu haben wir einmal für 37 minuten 8 Dollar gezahlt.

Wie auch immer. Diese Parkhaus hatte das System: man stellt sein Auto ab, geht Richtung Ausgang und drückt da an einem Automaten auf welchem nummerierten Platz man steht und wie lange man parken möchte, kommt zurück und fährt raus ohne irgendeine Schranke oder einen Wärter zu passieren. Den Zettel aus dem Automaten, den man bekommt legt man auch nicht ins Auto, sondern den kann man sich als Souvenir an den Hut stecken. In unserem Fall hätten wir Nr. 496 drücken müssen und z.B. auf 7 Stunden. Haben wir aber nicht. Wenn wir keine bezahlte Karte zum Rausfahren aus dem Parkhaus benötigen, warum sollte man es dann nicht mal darauf ankommen lassen? Darum – das war eine Idee von der ganz schlechten Sorte! Den anscheinend laufen Parkraumüberwacher durch das Parkhaus und verteilen Tickets an neunmalkluge Touristen, die keine Nummer drücken. Anstatt 14 Doller haben wir jetzt 69 Dollar für´s Parken gezahlt. Und das war noch der rabattierte Preis, weil wir innerhalb von 7 Tagen online bezahlt haben, ansonsten wären es 89 Dollar gewesen. Warum günstig wenn`s auch teuer geht. Wir habe`s ja!?

Seit fast genau neun Jahren haben wir darauf gewartet. Jedes mal, egal ob Sommer oder Winter haben wir Ausschau gehalten, beobachtet und gehofft. Heute war es soweit, wir sind mit dem Auto einen Berghang hinauf gefahren um ein Nachmittagsschläfchen zu ermöglichen. Das Navigationsgerät zeigte uns an, dass es die Straße auf der wir fahren nicht gibt. Und dann, eine Lichtung. Da waren sie. Die Ohren und das fluffige Braun. Vor lauter Aufregung rief ich „ein Bär, ein Bär“ und störte damit etwas das Nachmittagsschläfchen. Das Auto hielt, die Kamera wurde gezückt und hat ihre Arbeit geleistet, gibt jedoch nicht wider, was wir tatsächlich gesehen haben.

Es war toll. Dieser fluffige, kleine Bär, der über die Wiese lief und etwas schneller wurde und sich zu uns umdrehte, als das Auto hielt.

Endlich haben wir einen echten kanadischen Bären in der freien Wildbahn gesehen!

Unser erster Bär.
Unser erster Bär.

Unsere Vorstellungen von Kanada, sofern es sich nicht um Großstädte handelt, waren/ sind immer Weite, Seen, Felder, Wälder, Ba(e)eren und wenig Menschen. Heute hatten wir die Gelegenheit die meisten dieser Vorstellungen vollends bestätigen zu lassen.

Dafür braucht man ein vollgepackten Mini-Van, ein Campinganhänger, ein Kajak, ein Paddelboot, 20 Minuten Autofahrt und schon ist man am Ufer eines unüberschaubar großen Sees, der von Wald umgeben ist. Hier hört man nur die Stille und die Rufe von Spechten und Erdhörnchen – naja und manchmal Motorboote. Diese wirken in diesem Idyll dann auch echt störend.

Nachdem alles ausgepackt und vorbereitet ist, haben wir entweder im Kajak oder im Paddelboot den See einmal überquert (aber natürlich nicht der Länge nach). Das ist wirklich unbeschreiblich: du sitzt in diesem Boot, der Wind schaukelt höchstens sanfte Wellen auf, du blickst auf die Silhouette des Ufers aber siehst eigentlich nur noch Bäume. Man ist nur mit sich oder seinem Beimann/frau. Das ist wirklich schön!

Und die Kleinste unter uns war nach den ersten aufredenden Stunden so platt, dass nur noch Schlafen half, auch wenn es vorher nicht gewünscht war. Gut war es alle mal, schließlich gab es danach wieder Energie für einen neuen Spielplatz.