Das Ziel hieß Frankreich, genauer gesagt Roussas. Ja, wer jetzt nicht genau weiß, wo dieses beschauliche, kleine Örtchen liegt, dem sei es verziehen.Nur so viel es ist weit weg von zu Hause. Es liegt hinter den sieben Bergen, weit weg von den sieben Zwergen aber glücklicherweise mit der Bahn erreichbar. Naja fast jedenfalls.
Also mit dem festen Vorsatz, die 12 Stunden Fahrt reiten wir auf einer Pobacke ab, hat jeder sein kleines Köfferchen gepackt, Mampf vorbereitet und mit Kaffee und Kakao ging es ab in den ICE. Doch die Deutsche Bahn möchte natürlich keine Langeweile bei den Reisenden aufkommen lassen, also hieß es zuerst, die Aushänge im Bahnhof missachten und den verlässlichen elektronischen Anzeigen folgen. Gesehen – getan. Wie erwartet fanden wir keine Wagenstandsanzeige auf unserem Bahnsteig. Also dachten wir, nutzen wir unseren messerscharfen Verstand und folgen dem Muster, dass die Wagen der ersten Klasse immer im Bereich „C-D“ halten. So haben das auch sehr viele andere Reisende gemacht und sich positioniert um einen schnellen Einstieg und damit keine Verspätung zu ermöglichen. ABER: Fuchs du hast die Gans gestohlen. Der Verkehrsbetrieb agierte nach dem Motto „Bewegung schützt vor Diabetes“ und hatte die Wagenfolge nicht nach dem Muster angeordnet, was eigentlich zu einem ganz netten Bild führte: Leute eilten von links nach rechts, alle mit Rollkoffern und wir machen mit.
Aber dann war es wirklich entspannt einfach rollen lassen. Und obwohl wir nur 14 Minuten in Frankfurt am Main hatten, um unseren TGV zu erreichen, fuhren wir keine Verspätung ein… bis wir in Sichtweite des Bahnhofs Frankfurt/Main waren. Da gab es nämlich einen Stillstand. – Und nichts passierte. Die Minuten auf der Uhr liefen runter und proportional dazu stieg das Stresslevel. Also verteidigte Mami unsere Startposition an der Tür (Nummer3) und ich eilte um einen Fahrdienstleiter zu finden. Nach meiner ersten Erleichterung einen gefunden zu haben, folgte die kleine Enttäuschung, da man nicht wüste, ob der TGV warten würde. Mit gesteigertem Stresslevel und Überlegungen nach den ersten Ausweichstrategien, kam ich mit den Informationen zu Startposition Nr.3 zurück und teilte diese Information, was uns gleich zum Vorteil verhalf. Ein weiterer Fahrgast wollte zu dem besagten TGV und die Mami zählte direkt die Minuten bis zur TGV-Abfahrt hinunter. So ließ uns eine Dame auf Startposition Nr.2 vor und dann begann der Zug langsam (wirklich langsam) Richtung Bahnhof zu rollen. Mami gab die unterstützende Information von „noch 2 Minuten“ und so war die Strategie klar: wir probieren alles, da der nächste TGV erst in 24h fährt, rennen ohne Unterlass, in die Tür stürzen und warten – damit hatten wir den anderen Passagier auf unserer Seite und so kam ich auf die Poleposition. Nach kurzen Anfahrtsschwierigkeiten, beim Öffnen der Tür, rannte ich mit dem Koffer in der Hand von Gleis 8 auf Gleis 18. Ein kleines Mädchen blieb vor lauter Schreck mitten auf der Optimallinie stehen, als sie sah, wie ich angerannt kam. Ich sah den blau-silbernen TGV, die Türen noch offen und mit großem Brechgefühl im Magen, stellte ich mich, japsend nach Luft in die Tür. Und dann sah ich sie schon der Passagier, der auf Startposition 2 startete kam auch als Zweiter in die Tür und auch Mami, auf Startposition 3 erreicht als Dritte die Zielpforte. Die nächsten 2-7 Minuten brauchen wir um Herzholpern und Brechreiz zu bekämpfen, aber dann fanden wir unsere Plätze im Wagon 3 und da sassen wir und sassen und sassen während Landschaften mit 310km/h an uns vorbeirauschten.
Wow – wie erschöpfend!
Was will uns das Bild sagen?
Huhu, uhu.
Angekommen